Presseartikel Eichstätter Kurier – Januar 2023
Fuchs und Hase warten auf Kinder
“ Claudia Böhm aus Großnottersdorf ist nicht nur eine gelernte,
sondern auch eine begeisterte Schneiderin, und ihr Herz schlägt
eindeutig für die Gewänder, die aus einem kleinen Jungen einen Fuchs und
aus einem kleinen Mädchen eine Prinzessin machen. Oder doch eine
Schildkröte, einen Polizisten oder einen Flamingo? Aus dieser
Leidenschaft heraus sind viele Kostüme entstanden, die die 46-Jährige
gerne für Aufführungen oder Faschingsveranstaltungen verleiht.
Viele Jahre schlummerte das Talent von Claudia Böhm im Verborgenen. Als
junges Mädchen hatte sie eine Schneiderlehre gemacht und auch einige
Jahre in ihrem Beruf gearbeitet. Dann musste sie umschulen und hatte
neben der Erziehung von vier Kindern keine Zeit mehr, sich an die
Nähmaschine zu setzen. Seit 2012 hat sie diesen Freiraum wieder, die
Kinder sind erwachsen. Und deshalb erfüllt die Schneiderin mit ihrer
Nähmaschine nicht nur Kundenwünsche – viele ihrer Kunden kommen aus dem
Thalmässinger Bereich -, sondern schafft mit ihren Händen auch
Fantasiegebilde. Und die werden dringend benötigt: Die Kinderbühne
Eichstätt verlässt sich bei ihren Aufführungen auf die Kunst von Claudia
Böhm, die ehrenamtlich Kostüme schneidert.
Vor allem bei der Aufführung des Stücks „Die Schule der magischen Tiere“, in dem Teile von allen Bänden dieser Reihe der bekannten Kinderbuchautorin Margit Auer zusammengefasst sind, ging es bunt zu. Schnecke, Fuchs, Fledermaus, Krokodil, Flamingo und Schildkröte gaben sich hier ein Stelldichein. Für alle Tiere nähte Claudia Böhm ein Kostüm, meist bestehend aus einem Umhang, damit sich die kleinen Darsteller frei bewegen können, einer Mütze oder einer Maske. Auch drei Hasenkostüme, eines für einen Hund, einen Pinguin oder einen Eisbären findet man in den Boxen, die in Claudia Böhms Nähzimmer stehen. Aber auch so kuriose Sachen wie die Haube der Witwe Bolte aus der Aufführung von „Max und Moritz“. Und dass diese Kostüme nach der Aufführung der Kinderbühne Eichstätt sauber gewaschen und ausgebessert einfach in der Versenkung verschwunden sind, tut der Schneiderin leid.
Das findet auch Andrea Schieren, die Leiterin der Kinderbühne. Und deshalb hat auch sie gar nichts gegen Claudia Böhms Vorschlag einzuwenden, die Kostüme auszuleihen. „Da geht es auch Nachhaltigkeit“, betont die Schneiderin, der es gegen den Strich geht, wenn Kleidung einmal getragen und dann weggeworfen wird. „Ich hoffe, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend ist. Ich möchte jedenfalls meinen Teil dazu beitragen“, sagt Böhm.
Meistens wollen die Kinder jedes Jahr im Fasching etwas anderes sein, weiß Claudia Böhm als Mutter von vier Kindern aus eigener Erfahrung. Die Kostüme aus dem Internet oder vom Discounter seien oft aus ganz billigen Stoffen hergestellt und „einfach nur zusammengetackert. Das merkt man schon daran, wie sie knistern. “ Diese Kostüme könne man meistens nicht einmal waschen.
Mit dem Verleihen der Kostüme wolle sie keinen Profit machen, betont Böhm. Aber die Reaktion der jungen Darsteller der Kinderbühne habe ihr gezeigt, wie wichtig Kostüme für sie sind. „Da kann man sich richtig reinfühlen in die Gestalt. Und wenn man Flossen anhat, muss man auch anders gehen“, haben sie dieses Gefühl beschrieben. Für Claudia Böhm steht deshalb fest: „Das Kostüm macht etwas mit einem. Und deshalb sind Kostüme auch so etwas Besonderes.“
HK